Donnerstag, 15.05.2025, 18:00 - 20:00
Unterscheiden wir Menschen uns von den Tieren nur graduell oder prinzipiell? Hat der Mensch durch seinen Geist eine Sonderstellung in der Natur oder ist er ein Tier unter Tieren?
Grundlage für den Geist ist das Bewusstsein, also die Fähigkeit, Gedanken und Gefühle zu haben und zu erleben. Wissenschaftliche Erkenntnisse machen es wahrscheinlich, dass zumindest höher entwickelte Tiere über Bewusstsein verfügen, wie etwa die New Yorker Erklärung zum Tier-Bewusstsein von 2024 herausstellt. Zudem sind sie lernfähig, können Probleme lösen und sogar kommunizieren, wie bereits in der frühen Neuzeit – gegen die jüdisch-christliche Tradition gewendet – der Philosoph Montaigne annahm. Aber haben sie deshalb schon Geist? Nein, sie sind geist- und seelenlose Automaten, wie gegen Montaigne gewendet Descartes behauptete.
Die Vorlesung wird dieses Spannungsfeld philosophisch auszuleuchten versuchen und dabei auch ausgewählte Ergebnisse aus der neueren Verhaltensforschung einbeziehen und sie unter den von Montaigne und Descartes inspirierten gegensätzlichen Deutungsmöglichkeiten in den Blick nehmen. Damit wird auch darauf eingegangen, worin die konstitutiven Merkmale des (menschlichen) Geistes bestehen.
Referent: Dr. Roland Henke